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Altern in China: Nachhaltiges Sozialabsicherungssystem, mehr Geschlechtergerechtigkeit |
Justine Coulson* · 2022-12-27 · Quelle:german.chinatoday.com.cn |
Stichw?rter: Altern;Bev?lkerung | ![]() |
Dr. Justine Coulson ist Vertreterin des Bev?lkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in China.
Bis 2050 wird es weltweit 2,1 Milliarden Menschen über 60 Jahre geben. Da die Bev?lkerung schneller altert als je zuvor, müssen sich auch die Regierungen noch schneller denn je auf diesen demografischen Wandel einstellen. Um eine erfolgreiche Anpassung an eine alternde Welt zu erm?glichen, wird jetzt auf globaler Ebene den Bedürfnissen und der Rolle ?lterer Menschen im Rahmen der Agenda für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Als entscheidende Gr??e für die F?rderung von Gesundheit und Wohlbefinden dieser wachsenden Bev?lkerungsgruppe gilt dabei der gesellschaftliche Schutz.
Der Internationale Aktionsplan von Madrid zum Thema Altern aus dem Jahr 2002 war die erste globale Vereinbarung, die ?ltere Menschen als Mitwirkende an der Entwicklung ihrer Gesellschaften anerkannte. Der Plan definiert drei vorrangige Bereiche für nationale Investitionen. Ziel ist es, alle L?nder auf die Herausforderungen einer alternden Bev?lkerung vorzubereiten und sie zum Handeln anzuspornen. Zu den Kernthemen z?hlen: ?ltere Menschen als Nutznie?er und aktive Teilnehmer einer nachhaltigen Entwicklung zu verstehen, Gesundheit und Wohlbefinden bis ins hohe Alter sicherzustellen und ein günstiges Umfeld für die soziale Entwicklung zu schaffen, das die Bedürfnisse und Rechte ?lterer Menschen berücksichtigt. Für den Schutz ?lterer Menschen bestehen dabei drei Priorit?ten: Krankenversicherung, Rentenabdeckung und Zugang zu guter medizinischen Versorgung und Langzeitpflege. Diese drei Aspekte garantieren, was die ?lteren Menschen brauchen. All dies dient letztendlich dazu, dass Senioren weiterhin eine angemessene Lebensqualit?t genie?en und eine aktive Rolle in ihren Gemeinschaften spielen k?nnen.
Geschlechtergerechtigkeit im Alter als zentrales Element
Damit alle Menschen Zugang zu allen Dienstleistungen und Unterstützungsma?nahmen haben, die für ein gesundes, erfülltes und unabh?ngiges Leben im Alter wichtig sind, müssen die gesellschaftlichen Schutzmechanismen für ?ltere Menschen gut greifen und Ungleichheiten beim Altern, einschlie?lich der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, gezielt angehen.
Denn Frauen leben tendenziell l?nger als M?nner: 2017 machten Frauen 54 Prozent der Weltbev?lkerung im Alter von 60 Jahren oder ?lter und 61 Prozent der über 80-J?hrigen aus. Doch in vielen Konstellationen erreichen Frauen das Alter ?rmer und mit weniger Ersparnissen und Verm?gen als M?nner. Von der Geburt über die Kindheit und Jugend bis ins Erwachsenenalter führen die Auswirkungen geschlechtsspezifischer Ungleichheiten etwa bei Bildung, Gesundheit und Besch?ftigung dazu, dass Frauen im Alter weniger finanziell abgesichert sind als ihre m?nnlichen Altersgenossen. Weltweit gesehen verdienen Frauen 23 Prozent weniger als M?nner, was zu einer lebenslangen Einkommensungleichheit beitr?gt. Noch schlimmer: bei Frauen mit Kindern klafft das geschlechtsbedingte Lohngef?lle noch deutlicher. Nach dem Eintritt in den Ruhestand erhalten Frauen in der Regel niedrigere Rentenzahlungen als M?nner. 2021 betrug dieser Unterschied in einigen OECD-L?ndern mehr als 40 Prozent. Da sie ein Leben lang weniger in ihre F?higkeiten investiert haben, sind ?ltere Arbeitnehmerinnen oft unverh?ltnism??ig stark von der Einführung neuer Technologien und der Automatisierung von Arbeitspl?tzen betroffen.
Wie andere L?nder in Asien und darüber hinaus steht auch China vor einer doppelten demografischen Herausforderung: einer niedrigen Geburtenrate und einer rasch alternden Bev?lkerung. Seit 2022 schnellt Chinas Bev?lkerung im Alter von 60 Jahren und darüber spürbar in die H?he – mit einem voraussichtlich durchschnittlichen Jahresanstieg von über 11,5 Millionen Senioren zwischen 2021 und 2025. Das ist ein weitaus gr??erer Zuwachs als der j?hrliche Anstieg von 7,4 Millionen zwischen 2015 und 2020.
Im Jahr 2021 gab es 267 Millionen ?ltere Menschen in China. Doch bis 2050 k?nnte diese Zahl auf über 500 Millionen ansteigen, was dann mehr als 40 Prozent der Gesamtbev?lkerung entspr?che. Die rasch wachsende ?ltere Bev?lkerungsgruppe ist ein Beleg für die rasante sozio?konomische Entwicklung Chinas in den letzten vier Jahrzehnten. Diese hat dafür gesorgt, dass eine gesündere, wohlhabendere und besser ausgebildete ?ltere Generation entstanden ist. Die Volksrepublik hat vor diesem Hintergrund erkannt, wie wichtig es ist, ein nachhaltiges Sozialabsicherungssystem zu entwickeln, das auf die Bedürfnisse einer alternden Bev?lkerung eingeht und dafür sorgt, dass deren Wohlergehen vermehrt wird und soziale Fairness und Gerechtigkeit gew?hrleistet werden.
Tanzen im Ruhestand: Die Regierung von Jing'an (Provinz Jiangxi) hat eigens ein Sommerprogramm für l?ndlichen Tourismus für ?ltere Stadtbewohner aufgelegt, damit diese der Sommerhitze entkommen k?nnen. (Foto: Xinhua)
2020 l?utete die UN-Generalversammlung eine Dekade für gesundes Altern (2021-2030) ein. In einer entsprechenden Resolution rief sie die Regierungen der Mitgliedsl?nder dazu auf, die Finanzierung des Gesundheitswesens, die Langzeitpflege, die Renten und andere soziale Schutzma?nahmen gut zu integrieren. Ziel müsse es sein, die Bedürfnisse ?lterer Menschen zu decken und es ihnen zu erm?glichen, ?das zu sein und zu tun, was sie sch?tzen“, so das Papier. Im Einklang mit dieser Empfehlung hat sich China dazu verpflichtet, die derzeitigen Herausforderungen zu bew?ltigen, denen sich Menschen beim übergang zwischen verschiedenen Sozialabsicherungssystemen gegenübersehen, indem es ein einheitliches, mehrstufiges Sozialabsicherungssystem entwickelt hat. Dieses System dient als ein Sicherheitsnetz für die gesamte Bev?lkerung, unabh?ngig von Wohnort, Besch?ftigung oder Geschlecht.
Die Berücksichtigung der besonderen Bedürfnisse ?lterer Frauen wird für den Erfolg dieser geplanten Verbesserungen von entscheidender Bedeutung sein. Auch in China haben Frauen mit 80,88 Jahren eine h?here Lebenserwartung als M?nner (75,37 Jahre). Das Wohlergehen der Frauen in China hat in den vergangenen Jahren merklich zugenommen, denn mehr als 95 Prozent der Frauen sind heute von der medizinischen Grundversicherung abgedeckt. Obwohl sich auch die reproduktive Gesundheit von Frauen in Stadt und Land deutlich verbessert hat und die Bedürfnisse ?lterer Frauen – insbesondere im Hinblick auf Pflegedienste – st?rker in den Mittelpunkt gerückt wurden, machen Frauen weiterhin nur 45 Prozent der gesamten erwerbst?tigen Bev?lkerung aus.
Die weltweite Erfahrung hat gezeigt, dass ein lebenslang geringeres Engagement in der Erwerbsarbeit dazu führen kann, dass Frauen mit 60 Jahren ein weitaus niedrigeres Einkommen haben als M?nner. Um sicherzustellen, dass Frauen bei guter Gesundheit, in Würde und mit den n?tigen F?higkeiten altern k?nnen und zudem in der Lage sind, ihr volles Potenzial in die Gesellschaft einzubringen, sind Investitionen in einen lebenszyklusbasierten Schutzansatz, bei dem die Gleichstellung der Geschlechter im Mittelpunkt steht, unerl?sslich.
*Dr. Justine Coulson ist Vertreterin des Bev?lkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) in China.
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